Damit die Ertragssicherheit einer Photovoltaikanlage an 365 Tagen pro Jahr gewährleistet werden kann, werden die Anlagen täglich überwacht und die Daten laufend ausgewertet. Das Monitoring-System erkennt Mindererträge, Störungen oder Ausfälle einzelner Komponenten. Das Monitoring-Personal wird laufend über den Zustand der Anlagen informiert und kann im Störungsfall schnell die notwendigen Massnahmen treffen.

 

Interview mit Peter Baumeler, Leiter Monitoring Photovoltaik

Peter Baumeler

Peter, welche Dienstleistungen erhalten Kundinnen und Kunden mit einem BE Netz Monitoring Paket?
Das Standard Monitoring Paket beinhaltet ein technisches Monitoring sowie monatliche Ertragskontrollen. Das technische Monitoring erfolgt laufend und umfasst eine Kontrolle der Stromproduktion aller Wechselrichter sowie Analysen allfälliger Störungsmeldungen, welche per Mail oder via Monitoring-Portal abgesetzt werden. Die Ertragskontrollen erfolgen monatlich und beinhalten wetterbereinigte Berichte, welche auch den Anlagebesitzern zugestellt werden.
Mit Grosskunden wie dem Bundesamt für Bauten und Logistik, der Armee oder dem Verein Solarspar bestehen spezielle Vereinbarungen. Diese beinhalten meist Monitoring- und Service-Dienstleistungen als Gesamtpaket.

Je nach Wetter sind die Erträge sehr unterschiedlich. Wie findet ihr so heraus, ob eine Anlage korrekt produziert?
Für die Ertragskontrollen werden am Anlagestandort laufend die Einstrahlungsdaten erfasst und mit Hilfe von Anlagedaten in Soll-Erträge umgerechnet. Die Anlagedaten bestehen im Wesentlichen aus Leistung, Ausrichtung und Neigung der Modulfelder. Die Soll-Erträge werden jeweils Ende Monat den tatsächlichen Erträgen gegenübergestellt. Grössere Abweichungen werden analysiert. Meist handelt es sich dabei um Verschmutzungen auf den Modulen oder um Grünbewuchs auf Flachdächern, seltener um technische Störungen.

Wie reagiert ihr, wenn z.B. heute Mittag eine überwachte Anlage wegen einer Störung ausfällt?
Im Störungsfall erfolgt zuerst eine Ferndiagnose via Portal. In einzelnen Fällen können Störungen schnell und einfach per Fernzugriff vom Büroarbeitsplatz aus behoben werden. Oftmals können auch der Bauherr oder ein Hauswart aufgeboten werden, um beispielsweise eine Sicherung einzuschalten oder ein Gerät neu zu starten. Falls eine Störungsbehebung einen Einsatz vor Ort erfordert, wird die Kundschaft informiert und nach deren Einverständnis einer unserer Service-Monteure hingeschickt.

Welches ist die grösste Anlage, welche BE Netz überwacht und wieviel Strom produziert diese?
Die grösste Anlage steht auf dem Flachdach des Verteilzentrums ALDI in Perlen. Sie umfasst eine Fläche von 35'000 m2, was fast 5 Fussballfeldern entspricht. Sie hat eine Leistung von 6'425 kWp und produziert im Jahresdurchschnitt Strom für 1'400 Haushalte.

Werden so grosse Anlagen anders überwacht als kleine EFH-Anlagen?
Grundsätzlich nicht. Aufgrund der hohen Anzahl Geräte ist der zeitliche Aufwand für die Überwachung etwas grösser. Im Service-Bereich sieht die Situation aber anders aus: Wenn man sich vorstellt, auf einer Fläche von 5 Fussballfeldern 20'000 Module zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reinigen! Dieser Aufwand ist beträchtlich.

Wie viele Anlagen werden von BE Netz überwacht
Aktuell überwachen wir ca. 750 PV-Anlagen. Knapp 70 davon gehören der BE Netz. Wir betreiben diese Anlagen, welche meistens auf öffentlichen Gebäuden wie Schulhäusern stehen, als Contractor.

Was kostet das Monitoring einer PV-Anlage?
Je nach Grösse der Anlage bewegen sich die Preise zwischen CHF 200 und CHF 500 pro Jahr. Im Fall von Grossanlagen wie z.B. der Anlage von ALDI liegt der Preis etwas höher.

Welche Arbeiten fallen im Rahmen dieses Monitorings an?
Die wichtigsten Arbeiten fallen bei der Inbetriebnahme einer Anlage an. Das beginnt bei den Einstellungen der Wechselrichter für den Datenexport via Internet. Anschliessend wird die Anlage im Monitoring-Portal eröffnet und so konfiguriert, dass Wechselrichterstörungen sowie Fehler – z.B. Mindererträge wegen defekter Module – schnell erkannt werden. Wir sorgen auch dafür, dass die Kundschaft via Portal und Smartphone-App Zugang zu ihrer Anlage hat. Oft sorgen Energiemanager, dass bei genügend Solarstrom automatisch Ladestationen, Wärmepumpe oder Boiler einschalten. Die Konfiguration dieser Geräte sowie die Kundeninformationen werden meistens durch das Monitoring-Team erledigt. Das eigentliche Monitoring der Anlagen erfordert einen geringen zeitlichen Aufwand und beschränkt sich auf Kontrollen des Monitoring-Portals sowie der Maileingänge. Aufwändiger wird es, wenn Störungen auftreten, die analysiert und behoben werden müssen.

Bei dieser Tätigkeit habt ihr Zugang zu vielen Kundendaten. Wie geht ihr mit dem Datenschutz um?
Wir sind uns der Risiken im Bereich Datenschutz bewusst. Grundsätzlich werden Anlagen so konfiguriert, dass sie im Portal nur via Kundenlogin und niemals öffentlich sichtbar sind. Kundendaten werden auf geschützten Laufwerken gespeichert. Ertrags- sowie Verbrauchsdaten werden ausschliesslich zu Monitoring-Zwecken der einzelnen Anlagen verwendet. Bei einer Datenverwendung für Statistiken oder Anlagevergleiche werden die Daten anonymisiert. Wir sorgen nicht nur für optimale Solarerträge, sondern auch für die Sicherheit der Kundendaten.